Die vermaledeite Klimadebatte – eine Erkundung

Auf der Wissenswerte-Konferenz habe ich erzählt, warum die Klimadebatte schief läuft und zum Problem wird – hier mein gekürzter Vortrag:

Zwei Gruppen dominieren die Debatte: Die Risiko-Verschweiger und die Unsicherheiten-Verschweiger:

Beide Lager verschweigen einen wichtigen Teil der Realität, denn die Klimaforschung verhandelt hohe Risiken bei großen Unsicherheiten:

Die Risiken geben Anlass zu größter Sorge:

Der UN-Klimarat schätzt mit eigener Terminologie die Wahrscheinlichkeiten der Risiken:

Die erheblichen Wissenslücken bei nahezu allen Klimaeinflüssen erschweren die Abschätzungen. Der UN-Klimarat macht Unsicherheiten mit Fehlerbalken transparent:

Auch die Bewertung der Entwicklung vieler Wetterphänomene fällt schwer, weil diversen Datenreihen im UN-Klimabericht nur „wenig Vetrauen“ zugesprochen werden kann:

Risiken-Verschweiger und Unsicherheiten-Verschweiger stärken sich paradoxerweise gegenseitig: Je mehr Risiken bestritten werden, desto besser sind die Argumente für die Unsicherheiten-Verschweiger – und andersum:

Die Polarisierung hat negative Folgen für die Debatte.

1. Einzelne Daten, die einen größeren Anteil natürlicher Faktoren am Klimageschehen sehen, werden als Beweis gegen die anthropogene Erwärmung ins Feld geführt:

2. Außenseiter werden gleichwertig gegen etablierte Forschungsergebnisse in Stellung gebracht:

3. Beide Parteien wittern in ausgewogener Berichterstattung Parteilichkeit:

4. PR hat es leicht in der Klimadebatte – PR bedient die Vorurteile beider Parteien, die die Botschaften deshalb gerne verbreiten:

5. Ergebnisse der Klimaforschung, die ins eigene Bild passen, werden unkritisch widergegeben. Während zB. die Klimaforschung ihre Ergebnisse im Klimareport kritisch analysiert, berichten Medien meist unkritisch:

6. Besonders in Feuilletons gründen Aufsätze über den  Klimawandel oft nicht mehr auf wissenschaftlichen Daten, sondern auf gefühltem Wissen:

Die Verzerrungen haben tiefere Ursachen.

1. Omnipräsente Fehler werden nicht problematisiert:

2. Bei komplexen Themen (zB auch Naher Osten, Finanzkrise etc) konsultieren Journalisten bewährte Experten/Quellen – in Deutschland werden zum Thema Klima meist die gleichen 4 Experten befragt, Tausende andere ignoriert – die meisten Facetten des Themas bleiben außen vor:

3. Wer beim Klima-Thema nicht den beiden dominierenden Lagern angehört, gerät in eine soziale „Hochkostensituation“ (Fachterminus) – starker Konformitätsdruck führt zur Homogenisierung der Berichterstattung:

4. Risiken-Verschweiger und Unsicherheiten-Verschweiger verorten sich im Kampf gegen das Böse, ihre Akteure erhalten starke soziale Belohnungen aus ihrer Gruppe. Das „Gut-gegen-Böse“-Narrativ erleichtert zudem die Berichterstattung über komplexe Wissenschaft:

5. Wer andere von wichtigen Zielen überzeugen will, neigt dazu, Dinge zu verschweigen, die die eigene Argumentation schwächen könnte:

Die Polarisierung der Klimadebatte zeitigt gravierende Folgen für den Journalismus, für die Gesellschaft, die Wissenschaft und den Klimaschutz:

Danke, Holger Hettwer für die Einladung zur . Ich würde mich freuen, das Thema Klimakommunikation auch andernorts zu diskutieren, hier meine Kontaktdaten: