Das Klimaschutz-Orakel

Der Klimaschutz-Index erscheint mir weiterhin sonderbar. Jedes Jahr zur Uno-Klimakonferenz veröffentlicht Germanwatch diese Rangliste der Staaten, die zusammen für mehr als 90 % des weltweiten energiebedingten Kohlendioxid-Ausstoßes verantwortlich sind.

Die wenigen Kriterien sind simpel und hier aufgelistet, oder hier ausführlich beschrieben.

Heute wurde der Klimaschutz-Index 2017 veröffentlicht, er erstaunt mich wie seine Vorgänger. Trotz seiner simplen Kriterien bleibt er ein unergründliches Orakel.

Einige Erstaunlichkeiten der aktuellen Rangliste:

– Island steht nur im Mittelfeld – obwohl es fast seinen gesamten Strom aus Erneuerbaren Energien gewinnt.

– Frankreich führt die Rangliste an, obwohl es nur ein Sechstel seines Stroms mit Erneuerbaren erzeugt (bei leicht geringerem CO2-Ausstoß pro Einwohner als Island; Frankreich betreibt viele AKW).

– Großbritannien steht an dritter Stelle, obwohl es nur gut ein Fünftel seines Stroms aus Erneuerbaren gewinnt (und eine schlechtere CO2-Bilanz aufweist als Island).

– Zypern steht an vierter Stelle, es gewinnt aber nur sechs Prozent seines Stroms aus Erneuerbaren (bei ähnlicher CO2-Bilanz wie Island).

– Luxemburg kommt an sechster Stelle, obwohl es bei den CO2-Emissionen pro Einwohner zu den TOP-10 der Welt gehört.

Bei aller Rücksicht auf die anderen Kriterien bleiben solch hervorragende Bewertungen rätselhaft (und das miese Zeugnis für Island ebenfalls).

Der nächste Klimaschutz-Index kommt in einem Jahr zur nächsten Uno-Klimakonferenz. Medien erhalten ihn vorab mit Sperrfrist; Ranglisten werden gerne berichtet.

Der Klimaschutz-Index 2017: