Vom 5. Januar 2017
Ich feiere mein zwanzigjähriges Berufsjubiläum als Wissenschaftsjournalist, meinen ersten Wissenschaftsartikel schrieb ich Anfang 1997 für „PM“, es ging um Klimaforschung. Zum Jubiläum habe ich zwanzig Erfahrungen aus dieser Zeit kurz aufgelistet.
1. Rosettastein des Wissenschaftsjournalismus: „Bislang gingen Forscher davon aus, dass…“.
2. „Ist bis heute nicht abschließend geklärt“ /„soll neues Licht auf das Problem werfen“.
3. Es gibt Forscher, und es gibt US-Forscher; es gibt Studien, und es gibt US-Studien.
4. 367.143 Fußballfelder sind ein Saarland.
5. Die drei ersten journalistischen W: Wer hat es getan? Was hat er getan? Wo gibt’s Kaffee?
6. Langeweile = „Seriosität“.
7. Je mehr Menschen ein Thema interessant finden, desto „boulevardesker“ ist es.
8. Wer es nicht schafft, seine Arbeit einem Vierzigjährigen zu erläutern, ist ein Scharlatan. (Irving Langmuir, Chemie-Nobelpreisträger)
9. „Alle genannten, am Konzept des Auslegers orientierten Formen des Verständlich-Machens, haben gegenüber textoptimierenden Ansätzen einen entscheidenden Vorzug: in keinem Fall findet eine reine Substitution unter Tilgung des substituierten Elements statt. Dadurch ist für den Rezipienten stets die Möglichkeit gegeben, die Verwendungsweise des unbekannten Elements, den ausgelegten Text schließlich als solchen zu verstehen zu lernen, mithin seine Kompetenz zu erweitern.“ (Aus dem Buch „Verständlich machen“)
10. „Herr Professor, wie hoch steigt der Meeresspiegel?“ – „Sieben Meter.“ – „Danke.“ (Investigativer Umweltjournalismus)
11. Wollen Politiker Medien kontrollieren, heißt das Beschneidung der Pressefreiheit, wollen Wissenschaftler Medien kontrollieren, heißt das Korrektorat.
12. Um über Umweltforschung mitreden zu können, braucht man keine Ahnung, nur eine Weltanschauung.
13. Man weiß Bescheid, ist aber unvoreingenommen.
14. Um den Klimawandel infrage stellen zu wollen, ist Spökenkiekern keine Theorie zu blöd.
15. Es gibt keinen Grund eine Theorie zu verwerfen nur, weil sie falsch ist.
16. Je weniger man journalistisch tätig war, desto besser weiß man, wie es geht.
17. Berichte über Naturkatastrophen sind fein, Warnungen vor drohenden Naturkatastrophen unfein.
18. Die Natur – beruhigend selbstständig. (Rühmkorf)
19. Unerreichte BILD: „Blitze immer gefährlicher: Mann auf Zebrastreifen erschlagen“, „Schnee: Müllmann im Stehen erfroren“, „Nordpol weg?“
20. Vergessen ist wichtiger als Wissen.
P.S. Und hier noch meine Bilanz aus 20 Jahren Besuchen von Wissenschaftstagungen.